Polen

Eine Reise nach Polen 

und ein Ende mit großem Knall

Planung


Unser Familienrat hatte entschieden: 
Wir fahren nach Polen!

Polen? Als langjährige Skandivavien-Camper lag Polen irgendwie so ganz aus unserer Richtung. Aber na gut. Warum nicht, mit den passenden Reiseführern und Kartenmaterial habe ich mich also vorbereitet. Schließlich wollen wir als Familie (2 Erwachsene, 2 Jugendliche und ein alter Hund) auch was erleben.  

Sehr intensiv gestalteten sich unsere Vorbereitungen. Es ging das erste mal mit unserem neuen Globe auf große Tour. So musste alles ordnungsgemäß und sicher verstaut werden. Noch einige Schüsseln, Handtücher, Kleinkram und Lebensmittel eingepackt und los ging es. Natürlich fuhren wir am 1. Ferientag gen Berlin (gefühlt wie alle anderen auch). Unsere erste Nacht sollte bei Frankfurt an der Oder sein. Als wir um 20.00 Uhr aber immer noch nicht in der Reichweite Berlins waren, entschlossen wir uns an einem kleinen See auf einem einsamen Parkplatz zu nächtigen. 

Pflicht


  • Personalausweis oder Reisepass
  • Warnweste, griffbereit
  • Feuerlöscher
  • Kreditkarten werden akzeptiert
  • EC-Karten gehen meistens ebenso gut
  • WoMo's über 3,5 t benötigen eine Mautbox
  • teilweise SEHR schlechte Straßenzustände
  • Tankstellen meistens nur tagsüber geöffnet
  • ADAC Mitgliedschaft wird empfohlen
  • grüne Versicherungskarte
  • EU-Heimtierausweis
Hinweis für das Grenzgebiet Polen-Russland
(Gebiet Kaliningrad):
Die 'grüne Grenze' ist an verschiedenen Stellen nur durch weit auseinander liegende Grenzsteine markiert. Wer die Grenze auch nur für wenige Meter illegal überschreitet, muss mit der Festnahme durch die russische Grenzpolizei und einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.

Die erste Nacht 

Ein paar Brötchen zum Abendessen, eine Runde zum See, ein kleines Gesellschaftsspiel zum 'runter kommen' und dann wurde es spannend. Wir vier wollten uns alle gleichzeitig bettfertig machen. Einer links, einer rechts, einer ins Bad und einer baut das Bett unter dem Dach um. Menschenpuzzle mal anders. Das funktionierte schon mal sehr gut! Zum Glück, dass wir die lange Variante des Globes gewählt hatten.

Ankunft in Polen

So, aber eigentlich wollen wir ja nach Polen! Neuer Morgen, neues Glück! Wunderbar fließend rauschten wir über die Autobahn zur Grenze. Über eine kleine Grenzbrücke in Frankfurt fuhren wir über die Oder zur Grenzstadt Slubice. Angekommen!
Wo uns auf der einen Seite des Ufers noch die Kirmes mit Disco Musik vom Riesenrad herüber wehte, empfing uns das gemeinsame Städtefest auf der anderen Seite mit folkloristischem Tanz und Gesang. Keine 2 km voneinander getrennt und doch scheinen direkt Welten aufeinander zu treffen.

Stellplatz mitten in der Natur

Unser Plan war es nun die nächsten zwei Wochen an der polnischen Ostseeküste bis Danzig entlang zu fahren. Also bogen wir links ab und fuhren entlang der Oder erst einmal Richtung Swinemünde. Einen ganz besonderen Stellplatz mitten in der Natur können wir an dieser Stelle empfehlen (N 52ー38'00.5 E 14ー32'32.4). Es handelt sich dabei um einen verlassen Hafenanleger, der langsam zerfällt, dafür aber Angler und Picknickfreunde wie uns anlockt.

Stellplatz
an der Oder

Manchmal braucht es nicht mehr, als einen Fluss, Sonne und viel Ruhe!
So wie hier in Kalensko an der Deutsch-Polnischen-Grenze.


Swinemünde / Świnoujście

Wenn man schon mal in Swinemünde (Swinoujscie) ist, sollte man sich selbstverständlich den 'Polenmarkt' nicht entgehen lassen. Viele Urlauber, die auf Usedom im Seebad Ahlbeck waren, kennen diesen Markt mit Sicherheit. Von Deutschland aus fährt oder geht es sich ganz bequem einfach über die Insel rüber ins Nachbarland. Was wir unterschätzt hatten war, dass wir aus Polen kommend mit der Fähre über die Swine mussten. Zwei lange Stunden Wartezeit in der Mittagshitze. Wie gut, dass unsere Mädels sich gut beschäftigen können. 
Also los zum Markt. Die gesamte Wojska Polskiego war zugeparkt, doch ganz am Ende, kurz vor der Deutschen Grenze fanden wir einen ganzen langen Parkstreifen für uns allein. Wunderbar. Da kam auch gleich die Kutsche, die uns bis zum anderen Ende kutschierte. Also schlenderten wir gemütlich entlang der ganzen Buden unter den Dächern entlang und staunten über die dargebotenen Waren. Ein paar Pirogi (Teigtaschen) zum Mittagessen durften dabei nicht fehlen.
Es war spät geworden. Also fuhren wir den nächstbesten Campingplatz inmitten der Stadt an. Herrje! Dicht an dicht standen hier die Wohnmobile und Wohnwagen. Vor dem Sanitätshaus bekamen wir noch einen kleinen Platz zugewiesen. Wir stellten uns also einfach quer vor die Tür und plumpsten quasi in die Duschen.

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, um nicht wieder in der Schlange zur Fähre zu stehen. Wir kamen aber gut durch und setzten ans andere Ufer über. Dort angekommen ging es direkt zum höchsten Leuchtturm dieser Art an der Ostsee 'Latarnia Morska Świnoujście' (68 Meter). Sehr beeindruckend und vor allem 300 Stufen hoch!
Aber Vorsicht an alle Wohnmobilfahrer: Es herrschen katastrophale Parkverhältnisse. Dicke Busse fahren bis vorne vor zum 'Parkplatz' am Leuchtturm. Wenn man Pech hat, bleibt einem nicht mal mehr genügend Platz zum wenden. Am besten sucht man sich direkt eine Lücke am Straßenrand und hofft, dass man irgendwie wieder raus kommt.

Fort Gerhada - Latarnia Morska

Die Festungsanlage Fort Gerhada ist direkt neben dem Leuchtturm zu finden und sollte bereits im 30jährigen Krieg die Mündung der Swine zur Ostsee schützen. Immer wieder wurde diese hart umkämpft und wurde schließlich Mitte der 90er Jahre mit Abzug der Sowjetarmee als Museum eingerichtet. 
Heutzutage können die verschiedenen Bauwerke, Kanonen, Schützengräben, Bunker, Minenfelder, die Kommandantenwohnung, etc. besichtigt werden. Zu sehen sind außerdem königlich preußische Soldaten mit originalen Uniformen, die Wehrmacht und die rote Armee in Form von Puppen und auch Menschen, die etwas auf polnisch erzählen, eine Kanone zünden und die Besucher als Kadetten in ihrer Festung Willkommen heißen. Glauben wir zumindest, das es das war. Verstanden haben wir leider nichts, aber einen Schlag auf die Schulter mit dem Säbel hat Boris bekommen, dazu musste er einen polnischen Spruch wiederholen. Was er gesagt hat, wissen wir leider bis heute nicht, es konnte uns keiner ins englische oder deutsche übersetzen. Interessant war es trotzdem! 

Rewal und die Ostseeküste

Wir hatten uns schon richtig auf kilometerlange, weite Strände mit wilder Natur gefreut. Und endlich sollte es soweit sein. Zumindest hatten wir uns das so vorgestellt. Aber es war, ehrlich gesagt, ein ziemlicher Schock, was wir vorfanden. Gut, es war Juli, Hochsommer, Hauptsaison... Aber wir hätten nicht mit diesen enormen Menschenmengen gerechnet, die uns überall, in jedem Ort entlang der Küstenstraße, erwarteten.
HalliGalli hoch 10. Laut, bunt, schräg, voll... Unglaublich!

Der Wahnsinn!

Bis zum Horizont, so weit das Auge reicht und das in beide Richtungen: Menschen, Menschen, Menschen...
Ich muss zugeben, ich war noch nie z. B. auf Mallorca zur Hochsaison. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort voller ist. Was mich wirklich verblüfft hat, war, dass die Polen das anscheinend selber sehr mögen und auf die 'Party' an Land stehen. Sonst sähen ja nicht alle Orte aus wie alle anderen auch. Eine Bude reiht sich an die nächste. Fast wir Kirmes. Mit Karussells und Spiel- und Fressbuden.

Die Flucht ins Landesinnere

Ein paar Tage hielten wir es aus und suchten nach netten, ruhigeren Spots und gaben es dann auf. Wir flüchteten regelrecht ins Landesinnere. Wir suchen Ursprüngliches und mehr Natur. Was wir zum Glück durch Zufall fanden, war eine kleine Campinginsel. Ja genau. Eine Insel, die nur aus Campingplatz besteht. Richtig urig! Denn man fährt mit einer kleinen Fähre (max. 2 WoMos) auf eine 8h große bzw. kleine Insel, kann sich seinen Platz frei wählen und bekommt von Nachbarn kaum etwas mit.

Die Insel

Hier gefiel es uns! Wir hatten Ruhe, suchten uns ein nettes Plätzchen und verweilten ein paar Tage. Wir gingen schwimmen, konnten ein bisschen unsere Angel ins Wasser halten und uns im Restaurant bewirten lassen. Sanitär und sonstige Räumlichkeiten waren gut und angenehm. Die Angestellten sprachen sogar deutsch und empfingen uns jederzeit sehr herzlich. Kurzum: super!
Hier gibt es Infos zur Insel: Inter-Nos

Markt in Trzebiatów

Wieder Richtung Küste unterwegs fiel uns der kleine, ursprüngliche Markt in Trzebiatów auf. Hinter der katholischen Kirche, stehen einige Holzhütten mit Händlern, die Fisch, Gemüse und Selbstgemachtes feilbieten. Es ist interessant vor allem den alten Damen zuzuschauen. (Die eingelegten Gurken sind der Hit!)

Der Knall

Ich wollte nach Danzig und noch ein bisschen was sehen und erleben. Also drängte ich zur Weiterfahrt. Die Küstenstrecke kam für uns aber nicht mehr in Frage, also fuhren wir querfeldein. Na ja nicht ganz über die Felder und Wiesen, sondern über die Bundesstraßen. Die teilweise in katastrophalem Zustand sind! Ich fuhr schon immer langsam und vorsichtig, aber plötzlich machte es 'petsch', es gab einen mächtigen Knall und mein linker Außenspiegel flog uns um die Ohren... Ein anderer Transporter hatte uns den Außenspiegel abgefahren.
Bis alles geregelt war, vergingen 5 Tage und wir machten uns auf den Rückweg nach Deutschland. Vielleicht werden wir irgendwann einen weiteren Anlauf Richtung Danzig unternehmen. Dann aber wohl besser im September... ;-)
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